Donnerstag, 25. November 2010
Einer geht noch
priskamaria, 14:17h
In der Woche nach dem Besuch aus Baden fand hier in der Stadt das SIAO statt. Es ist die größte Kunsthandwerksmesse Westafrikas. Auf dem Messegelände sind vier große Ausstellungshallen. Es waren unglaublich viele Aussteller aus allen möglichen Ländern der Region da. Ein Großteil der angebotenen Waren entsprach dem typischen afrikanischen Kunsthandwerk wie Masken, Holzfiguren und Trommeln. Dinge die man in jedem Ethnoshop in Europa kaufen kann. In zwei der Pavillons waren aber moderne afrikanische Sachen ausgestellt. Es waren wirklich tolle und inspirierende Möbel und Stoffe darunter. Ich habe zwar nicht viel gekauft, aber die Atmosphäre war einfach toll und es hat Spaß gemacht.
Am Tag nach dem SIAO bin ich mit Karin nach Mali aufgebrochen. Wir haben ganz früh morgens einen Bus nach Ouahigouya genommen. Das ist eine kleine Stadt im Nordwesten Burkina Fasos. Der Reiseführer hatte sehr recht mit seiner Beschreibung, dass es ein wirklich nicht sehr sehenswertes Nest ist. Wir wollten aber sowieso gleich weiter und da kam es uns gerade recht, dass es kulturell nichts zu verpassen gab.
Wir fanden ziemlich schnell ein Taxi brousse. Das sind Kleinbusse, in die man möglichst viele Sitzreihen einbaut um möglichst viele Leute unterzubringen. Da im Bus selbst dann kein Platz mehr ist, kommt das Gepäck aufs Dach.
Da es so viele Leute gab, die auf dem Heimweg vom SIAO waren, mussten wir nicht allzu lange warten, bis das Taxi voll war.
Nach Ouahigouya kommt außer Savanne nicht mehr viel. Nur noch ein paar Dörfer und verlorene Grenzposten. Bei der ersten Kontrolle waren Karin und ich schon ganz erfreut, weil wir dachten, dass wir jetzt bald in Mali seien. Weit gefehlt. Insgesamt wurden wir viermal kontrolliert. Die Seitentür des Busses ließ sich nach dem ersten Stopp aus unerklärlichen Gründen (der Griff war weg!!) nicht mehr öffnen und so mussten alle 15 Fahrgäste über die Beifahrertür aussteigen. Einen Mittelgang gibt´s in den Bussen nicht, da dort ja jemand sitzen muss und deshalb glich unsere Grenzüberquerung eher einem Kletter-Menschenorigami-Trip, als einer normalen Busfahrt. Bei der ersten Polizeistation mussten sich Männer und Frauen getrennt aufstellen. Warum haben wir echt nicht verstanden, weil es nach unserem europäischen Denken viel sinnvoller wäre nach z.B. Nationalitäten aufzuteilen. Naja. Ein anderer Fahrgast hat uns dann erklärt es sei zum Schutze der Frauen, weil die Männer ja sonst wuschig würden. Ja genau. Und dann quetscht man sie logischerweise alle zusammen in einen Kleinbus, der so voll ist, dass es jedem, der Körperkontakt fürchtet die größten Alpträume beschweren würden. Das ergibt Sinn!!!
Auf jeden Fall waren wir dann nach knapp 3h in Mali und noch ein paar Stunden später in Koro, einer kleinen Grenzstadt in Mali.
Dort mussten wir dann das nächste Taxi suchen um nach Mopti weiterzukommen.
Wer denkt 15 Leute in einem Kleinbus sei viel, saß noch nie in einem Peugeot-Kombi mit 11 Fahrgästen. Ja, es geht immer noch besser.
Was mich erst auf der Heimfahrt ereilen würde, konnte ich mir zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht erträumen.
In der auf unsere Reise folgenden Woche war Hammelfest und alle Malier haben Schafböcke gekauft. Hammel gibt´s hier nicht, nur Böcke. Wie auch immer.
In Koro sind die auf jeden Fall billiger als in Mopti und da haben doch gleich ein paar Mitreisende die Gelegenheit ergriffen und noch einen Schafbock gekauft. Die werden dann (Tierschützer jetzt bitte nicht weiterlesen) bis zum Hals in einen Plastiksack verpackt, damit sie nicht mehr so rumstrampeln können. Das sieht dann aus wie ein verpacktes Riesenosterlamm mit Schleife um den Hals, welches man dann Platz sparend aufs Dach packen kann. Ich glaube insgesamt sind vier Schafe auf dem Dach mitgefahren. Karin und ich waren nur froh, dass es Abend wurde und wenigstens die Sonne nicht mehr so stark war.
So ging´s dann also bald weiter in Richtung Mopti.
Zwischen Koro und Mopti gibt es einen Gebirgszug. Es ist das Land der Dogon. Das ist eine sehr alte Ethnie und die Menschen haben dort früher in so einer Art Felsdörfern gewohnt. Die meisten Dörfer kann man auch heute noch nur zu Fuß erreichen.
Die tollen Deutschen, wie uns mehrfach erzählt wurde, haben aber eine zum Großteil befestigte Piste quer durch gebaut. Das ist für die Leute klasse, aber für uns war´s an diesem Abend noch viel toller.
Wir kamen genau zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs dort an. Das Licht und die Landschaft waren atemberaubend. Der Ausblick von den Felsen auf die afrikanische Steppe und die untergehende Sonne war einfach absolut genial. Die erste Steigung mussten wir zu Fuß gehen, weil das überladene Auto selbst ohne Fahrgäste kaum den Berg hochkam, aber das kam uns gerade recht. Es war so toll.
Erst ziemlich spät kamen wir dann müde in Mopti an. Wir waren die ganze Fahrt mit einem netten Malier gefahren, der als Aussteller auf dem SIAO gewesen war. Er hatte noch von unterwegs aus einen Freund angerufen, der dann an den Taxibahnhof kam und uns ein Hotel ganz in der Nähe gezeigt hat. Das war wirklich nett.
Leider war das Hotel extrem ekelhaft.Wir beschlossen uns gleich am nächsten Morgen ein anderes zu suchen.
Wir haben acuh zum Glück auf Anhieb ein wunderschönes sauberes Hotel gefunden. Das Ya Pas De Problèm in Mopti kann ich hiermit nur allen empfehlen.
Mopti ist eine Stadt im Nordosten Malis. Sie liegt am Zusammenfluss von Bani und Niger und ist komplett von Wasser umgeben. Es ist der südöstliche Teil des Nigerbinnendeltas, welches im Norden fast bis nach Timbuktu reicht. Da es die letzte große Stadt vor Timbuktu ist, sind dort oft sehr viele Touristen auf der Durchreise.
Aus diesem Grund gibt es leider unzählige Guides.
Da zur Zeit von Reisen nach Timbuktu abgeraten wird und in Europa oder USA keine Reisezeit ist, waren natürlich nicht so viele Touris da.
Wir waren also das gefundene Fressen. Man konnte kaum mal 5 Minuten gehen, ohne dass einem irgendein ganz toller!, ortskundiger! und billiger! Guide seine Dienste anbieten wollte. Manche waren echt zum Durchdrehen anstrengend. Einer ist uns einfach die ganze Zeit auf dem Markt gefolgt und hat überall, wo wir stehen geblieben sind einfach von sich aus Gespräche für uns angefangen. Wir haben ihm erst freundlich und dann immer deutlicher gesagt, dass wir in Ruhe gelassen werden wollen und ohne ihn spazieren gehen wollen. Seine Antwort war nur, dass er uns aber eben folgen wolle. Basta. Als Karin dann zu ihm gesagt hat, dass man im Leben nicht immer alles haben könne was man wolle, bin ich vor Lachen fast geplatzt. Zum Glück war er nicht schlagfertig genug uns zu erklären, dass das für uns ja genauso zutreffen würde.
Die Guides haben ein ziemlich gut funktionierendes Informationssystem und so wussten alle in welchem Hotel wir wohnten, was wir besichtigt hatten, wo wir gegessen hatten. An einem Tag wurde Karin sogar drauf angesprochen, dass sie ja am Abend zuvor lange telefoniert habe. Das war echt nervig.
Mit Ibrahim, dem netten Kunsthandwerkshändler aus dem Bus und Sidiki, einem Freund und Kollegen haben wir an einem Tag dann eine kleine Tour gemacht. Wir sind etwas außerhalb der Stadt an einen kleinen Hafen gefahren und haben uns ein Boot gemietet um in die Inseldörfer zu kommen. Die Dörfer sind sind auf kleinen Inseln im Fluss und komplett aus Lehmbauhütten. Es gibt keinen Stromanschluss und das einzige fließende Wasser ist der vorbeirauschende Fluss. Die Leute schienen aber dennoch sehr zufrieden. Das Leben geht dort eher einen ruhigen Gang.
Es war ein wirklich schöner Tag. Da die beiden die Dörfer auch noch nie besichtigt hatten, war es echt ein Spaß.
Abends haben wir mit den beiden immer Tee getrunken. Es ist ein sehr starker Grüntee, aus dem man mit viel Zucker drei Aufgüsse macht. Die Zubereitung ist wie eine kleine Zeremonie und man sitzt dann ewig zusammen und quatscht. Es ist herrlich gemütlich.
Am vorletzten Abend haben sie für uns gekocht. Karin hatte ihnen zwei Tage vorher beiläufig erzählt, dass sie auf dem Markt Tauben gesehen habe und gefragt, wo man das essen könne. Sie haben dann doch echt Taube gekocht. Es war sehr lecker und natürlich eine große Freude.
Am Samstag habe ich mich dann auf den Rückweg nach Ouaga gemacht und Karin ist über Djenné nach Bamako weitergefahren. Sie ist von Bamako aus nach Dakar weitergereist um dort ein Flugzeug zurück in die Schweiz zu nehmen.
Auf dem Hinweg war das ganze Warten auf Taxis und so weiter ja noch ganz witzig, weil wir zusammen unterwegs waren. Die Heimreise hat mich nur noch genervt. Um 14h sollte Treffpunkt für die Abreise mit meinem Bus sein. Ursprünglich hieß es der Bus fahre bis Bobo-Dioulasso durch. Das ist die zweitgrößte Stadt in Burkina Faso und von dort gibt es ständig Busse nach Ouaga. Aber es kommt eben immer anders als man denkt.
Der Bus sah aus, als käme er geradewegs vom Schrottplatz. Die Sitze waren so abgesessen, dass man direkt auf der Holzwolle saß. Das piekt dann so schön für ein paar Stunden. Ein Traum!
Gegen 17h30 fuhren wir los um gegen 18h in der nächsten Stadt erstmal eine Stunde Pause zu machen. Die nächsten Pausen waren zum Glück etwas kürzer, aber aus den versprochenen 8h Stunden Fahrt bis Bobo wurden 11h Fahrt nur bis Koutiala. Unterwegs hatten wir mitten in der Pampa dann auch noch zweimal eine Reifenpanne. Es mussten immer alle 50-60 Fahrgäste aussteigen, damit der Wagenheber besser funktioniert. Da ich dank der Holzwolle eh nicht schlafen konnte, war es auch egal und somit hatte ich immerhin zweimal eine Frischluftpause.
Gegen 4 Uhr morgens kamen wir in Koutiala an. Das ist ein kleines Grenzdorf in Mali, in welchem morgens um 4 einfach mal gar nichts los ist.
Ich hatte unglaubliches Glück, dass um 6 Uhr schon wieder ein Taxi brousse nach Bobo fuhr. Das war echt gut. Naja, die Tatsache, das Taxi nicht.
Frei nach dem Motto „Einer geht noch“ waren wir diesmal zu 18t im Fahrraum. Unter meiner, der hintersten Sitzbank war noch eine Ziege, die verständlicherweise die ganze Zeit gemeckert hat.
Auf dem Dach war das ganze Gepäck, vier große Schafböcke, vier Fahrräder, 200kg Reis, 70l Wasser für die Motorkühlung, vier Ersatzreifen und sechs erwachsene Männer. Das dieses Auto überhaupt noch fahren konnte, grenzt an eine Wunder. Ein Lob an Toyota!
Ich saß so eingeengt, dass sich mein Bein recht bald in Orpheus Arme begeben hat und ich die reine Thrombosepanik bekam. Ich sah mich schon am Bahnhof in Ouaga dramatisch an einer Lungenembolie dahinscheiden.
Soweit kam´s zum Glück nicht.
Nach stundenlangem Dahinkriechen, aus dem Auto krabbeln, Pass kontrollieren lassen etc. kamen wir um 15 Uhr in Bobo an. Ich war nur noch froh. Es hieß zwischen Bobo und Ouaga verkehren fast stündlich Busse und da dachte ich, ich sei bestimmt bald daheim. Um 15h05 war ich am Busbahnhof und, wie auch anders möglich war der Bus 3 Minuten zuvor abgefahren. Nach der langen Nacht, hungrig, durstig und nach dem ganzen Schlamassel war ich echt den Tränen nahe. Zum Glück gab es für 18h30 noch einen Platz im Bus und so habe ich eben gewartet. Eine Freundin, die in Bobo wohnt hatte glücklicherweise frei und kam an den Bahnhof. So ging die Zeit schneller rum als ich dachte und pünktlich um 18h30 fuhr der Bus ab. Die Gesellschaft TCV hat Busse, die europäischen Standards entsprechen und von total nettem Fahrpersonal begleitet werden. Ich bin fast augenblicklich eingeschlafen. Kurz vor Ouaga bin ich aufgewacht, weil sich die Frau direkt hinter mir lautstark die Seele aus dem Leib kotzte. Nach meiner Krankenhausabhärtung sowohl hier als auch in Lomé und dank der Müdigkeit konnte mir das aber nichts mehr anhaben.
Um 23h30 nach 30h Fahrzeit kam ich abgeschlagen, aber wieder glücklich in Ouaga an, wo Aimé mit dem Motorrad auf mich gewartet hat.
Ich hab daraus gelernt, dass Rumreisen zwar lustig sein kann, aber nicht alleine. Zumindest ist das nichts für mich.
Nach Mali hatte ich dann noch eine Woche um an meiner Datenauswertung für die Doktorarbeit zu arbeiten und am Montag dieser Woche habe ich mein zweites Praktikum begonnen.
Das CMA (Centre Médical avec Antenne chirurgicale) Paul VI ist ein kirchliches Krankenhaus gleich bei mir um die Ecke. Viele Schwestern und Priester arbeiten dort und es herrscht eine angenehme ruhige Atmosphäre.
Es ist vor allem im Vergleich zum Unikrankenhaus total sauber und organisiert.
Aber leider ist nichts los.
Im März, April ist es hier unglaublich heiß und die meisten Menschen schlafen draußen und vermeiden vor lauter Hitze jeglichen Körperkontakt. Deshalb gibt es im Winter dann immer einen Geburtentief.
Zum Glück kann ich auch viele andere Sachen machen und außerdem sind die Leute nett.
Ich fühle mich wohl dort und habe mittags noch genug Energie an meiner Doktorarbeit zu arbeiten oder euch lange Blogberichte schreiben.
Ich sende euch ganz viele Grüße ins Glühweinland.
Seid umarmt
Auf bald
Am Tag nach dem SIAO bin ich mit Karin nach Mali aufgebrochen. Wir haben ganz früh morgens einen Bus nach Ouahigouya genommen. Das ist eine kleine Stadt im Nordwesten Burkina Fasos. Der Reiseführer hatte sehr recht mit seiner Beschreibung, dass es ein wirklich nicht sehr sehenswertes Nest ist. Wir wollten aber sowieso gleich weiter und da kam es uns gerade recht, dass es kulturell nichts zu verpassen gab.
Wir fanden ziemlich schnell ein Taxi brousse. Das sind Kleinbusse, in die man möglichst viele Sitzreihen einbaut um möglichst viele Leute unterzubringen. Da im Bus selbst dann kein Platz mehr ist, kommt das Gepäck aufs Dach.
Da es so viele Leute gab, die auf dem Heimweg vom SIAO waren, mussten wir nicht allzu lange warten, bis das Taxi voll war.
Nach Ouahigouya kommt außer Savanne nicht mehr viel. Nur noch ein paar Dörfer und verlorene Grenzposten. Bei der ersten Kontrolle waren Karin und ich schon ganz erfreut, weil wir dachten, dass wir jetzt bald in Mali seien. Weit gefehlt. Insgesamt wurden wir viermal kontrolliert. Die Seitentür des Busses ließ sich nach dem ersten Stopp aus unerklärlichen Gründen (der Griff war weg!!) nicht mehr öffnen und so mussten alle 15 Fahrgäste über die Beifahrertür aussteigen. Einen Mittelgang gibt´s in den Bussen nicht, da dort ja jemand sitzen muss und deshalb glich unsere Grenzüberquerung eher einem Kletter-Menschenorigami-Trip, als einer normalen Busfahrt. Bei der ersten Polizeistation mussten sich Männer und Frauen getrennt aufstellen. Warum haben wir echt nicht verstanden, weil es nach unserem europäischen Denken viel sinnvoller wäre nach z.B. Nationalitäten aufzuteilen. Naja. Ein anderer Fahrgast hat uns dann erklärt es sei zum Schutze der Frauen, weil die Männer ja sonst wuschig würden. Ja genau. Und dann quetscht man sie logischerweise alle zusammen in einen Kleinbus, der so voll ist, dass es jedem, der Körperkontakt fürchtet die größten Alpträume beschweren würden. Das ergibt Sinn!!!
Auf jeden Fall waren wir dann nach knapp 3h in Mali und noch ein paar Stunden später in Koro, einer kleinen Grenzstadt in Mali.
Dort mussten wir dann das nächste Taxi suchen um nach Mopti weiterzukommen.
Wer denkt 15 Leute in einem Kleinbus sei viel, saß noch nie in einem Peugeot-Kombi mit 11 Fahrgästen. Ja, es geht immer noch besser.
Was mich erst auf der Heimfahrt ereilen würde, konnte ich mir zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht erträumen.
In der auf unsere Reise folgenden Woche war Hammelfest und alle Malier haben Schafböcke gekauft. Hammel gibt´s hier nicht, nur Böcke. Wie auch immer.
In Koro sind die auf jeden Fall billiger als in Mopti und da haben doch gleich ein paar Mitreisende die Gelegenheit ergriffen und noch einen Schafbock gekauft. Die werden dann (Tierschützer jetzt bitte nicht weiterlesen) bis zum Hals in einen Plastiksack verpackt, damit sie nicht mehr so rumstrampeln können. Das sieht dann aus wie ein verpacktes Riesenosterlamm mit Schleife um den Hals, welches man dann Platz sparend aufs Dach packen kann. Ich glaube insgesamt sind vier Schafe auf dem Dach mitgefahren. Karin und ich waren nur froh, dass es Abend wurde und wenigstens die Sonne nicht mehr so stark war.
So ging´s dann also bald weiter in Richtung Mopti.
Zwischen Koro und Mopti gibt es einen Gebirgszug. Es ist das Land der Dogon. Das ist eine sehr alte Ethnie und die Menschen haben dort früher in so einer Art Felsdörfern gewohnt. Die meisten Dörfer kann man auch heute noch nur zu Fuß erreichen.
Die tollen Deutschen, wie uns mehrfach erzählt wurde, haben aber eine zum Großteil befestigte Piste quer durch gebaut. Das ist für die Leute klasse, aber für uns war´s an diesem Abend noch viel toller.
Wir kamen genau zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs dort an. Das Licht und die Landschaft waren atemberaubend. Der Ausblick von den Felsen auf die afrikanische Steppe und die untergehende Sonne war einfach absolut genial. Die erste Steigung mussten wir zu Fuß gehen, weil das überladene Auto selbst ohne Fahrgäste kaum den Berg hochkam, aber das kam uns gerade recht. Es war so toll.
Erst ziemlich spät kamen wir dann müde in Mopti an. Wir waren die ganze Fahrt mit einem netten Malier gefahren, der als Aussteller auf dem SIAO gewesen war. Er hatte noch von unterwegs aus einen Freund angerufen, der dann an den Taxibahnhof kam und uns ein Hotel ganz in der Nähe gezeigt hat. Das war wirklich nett.
Leider war das Hotel extrem ekelhaft.Wir beschlossen uns gleich am nächsten Morgen ein anderes zu suchen.
Wir haben acuh zum Glück auf Anhieb ein wunderschönes sauberes Hotel gefunden. Das Ya Pas De Problèm in Mopti kann ich hiermit nur allen empfehlen.
Mopti ist eine Stadt im Nordosten Malis. Sie liegt am Zusammenfluss von Bani und Niger und ist komplett von Wasser umgeben. Es ist der südöstliche Teil des Nigerbinnendeltas, welches im Norden fast bis nach Timbuktu reicht. Da es die letzte große Stadt vor Timbuktu ist, sind dort oft sehr viele Touristen auf der Durchreise.
Aus diesem Grund gibt es leider unzählige Guides.
Da zur Zeit von Reisen nach Timbuktu abgeraten wird und in Europa oder USA keine Reisezeit ist, waren natürlich nicht so viele Touris da.
Wir waren also das gefundene Fressen. Man konnte kaum mal 5 Minuten gehen, ohne dass einem irgendein ganz toller!, ortskundiger! und billiger! Guide seine Dienste anbieten wollte. Manche waren echt zum Durchdrehen anstrengend. Einer ist uns einfach die ganze Zeit auf dem Markt gefolgt und hat überall, wo wir stehen geblieben sind einfach von sich aus Gespräche für uns angefangen. Wir haben ihm erst freundlich und dann immer deutlicher gesagt, dass wir in Ruhe gelassen werden wollen und ohne ihn spazieren gehen wollen. Seine Antwort war nur, dass er uns aber eben folgen wolle. Basta. Als Karin dann zu ihm gesagt hat, dass man im Leben nicht immer alles haben könne was man wolle, bin ich vor Lachen fast geplatzt. Zum Glück war er nicht schlagfertig genug uns zu erklären, dass das für uns ja genauso zutreffen würde.
Die Guides haben ein ziemlich gut funktionierendes Informationssystem und so wussten alle in welchem Hotel wir wohnten, was wir besichtigt hatten, wo wir gegessen hatten. An einem Tag wurde Karin sogar drauf angesprochen, dass sie ja am Abend zuvor lange telefoniert habe. Das war echt nervig.
Mit Ibrahim, dem netten Kunsthandwerkshändler aus dem Bus und Sidiki, einem Freund und Kollegen haben wir an einem Tag dann eine kleine Tour gemacht. Wir sind etwas außerhalb der Stadt an einen kleinen Hafen gefahren und haben uns ein Boot gemietet um in die Inseldörfer zu kommen. Die Dörfer sind sind auf kleinen Inseln im Fluss und komplett aus Lehmbauhütten. Es gibt keinen Stromanschluss und das einzige fließende Wasser ist der vorbeirauschende Fluss. Die Leute schienen aber dennoch sehr zufrieden. Das Leben geht dort eher einen ruhigen Gang.
Es war ein wirklich schöner Tag. Da die beiden die Dörfer auch noch nie besichtigt hatten, war es echt ein Spaß.
Abends haben wir mit den beiden immer Tee getrunken. Es ist ein sehr starker Grüntee, aus dem man mit viel Zucker drei Aufgüsse macht. Die Zubereitung ist wie eine kleine Zeremonie und man sitzt dann ewig zusammen und quatscht. Es ist herrlich gemütlich.
Am vorletzten Abend haben sie für uns gekocht. Karin hatte ihnen zwei Tage vorher beiläufig erzählt, dass sie auf dem Markt Tauben gesehen habe und gefragt, wo man das essen könne. Sie haben dann doch echt Taube gekocht. Es war sehr lecker und natürlich eine große Freude.
Am Samstag habe ich mich dann auf den Rückweg nach Ouaga gemacht und Karin ist über Djenné nach Bamako weitergefahren. Sie ist von Bamako aus nach Dakar weitergereist um dort ein Flugzeug zurück in die Schweiz zu nehmen.
Auf dem Hinweg war das ganze Warten auf Taxis und so weiter ja noch ganz witzig, weil wir zusammen unterwegs waren. Die Heimreise hat mich nur noch genervt. Um 14h sollte Treffpunkt für die Abreise mit meinem Bus sein. Ursprünglich hieß es der Bus fahre bis Bobo-Dioulasso durch. Das ist die zweitgrößte Stadt in Burkina Faso und von dort gibt es ständig Busse nach Ouaga. Aber es kommt eben immer anders als man denkt.
Der Bus sah aus, als käme er geradewegs vom Schrottplatz. Die Sitze waren so abgesessen, dass man direkt auf der Holzwolle saß. Das piekt dann so schön für ein paar Stunden. Ein Traum!
Gegen 17h30 fuhren wir los um gegen 18h in der nächsten Stadt erstmal eine Stunde Pause zu machen. Die nächsten Pausen waren zum Glück etwas kürzer, aber aus den versprochenen 8h Stunden Fahrt bis Bobo wurden 11h Fahrt nur bis Koutiala. Unterwegs hatten wir mitten in der Pampa dann auch noch zweimal eine Reifenpanne. Es mussten immer alle 50-60 Fahrgäste aussteigen, damit der Wagenheber besser funktioniert. Da ich dank der Holzwolle eh nicht schlafen konnte, war es auch egal und somit hatte ich immerhin zweimal eine Frischluftpause.
Gegen 4 Uhr morgens kamen wir in Koutiala an. Das ist ein kleines Grenzdorf in Mali, in welchem morgens um 4 einfach mal gar nichts los ist.
Ich hatte unglaubliches Glück, dass um 6 Uhr schon wieder ein Taxi brousse nach Bobo fuhr. Das war echt gut. Naja, die Tatsache, das Taxi nicht.
Frei nach dem Motto „Einer geht noch“ waren wir diesmal zu 18t im Fahrraum. Unter meiner, der hintersten Sitzbank war noch eine Ziege, die verständlicherweise die ganze Zeit gemeckert hat.
Auf dem Dach war das ganze Gepäck, vier große Schafböcke, vier Fahrräder, 200kg Reis, 70l Wasser für die Motorkühlung, vier Ersatzreifen und sechs erwachsene Männer. Das dieses Auto überhaupt noch fahren konnte, grenzt an eine Wunder. Ein Lob an Toyota!
Ich saß so eingeengt, dass sich mein Bein recht bald in Orpheus Arme begeben hat und ich die reine Thrombosepanik bekam. Ich sah mich schon am Bahnhof in Ouaga dramatisch an einer Lungenembolie dahinscheiden.
Soweit kam´s zum Glück nicht.
Nach stundenlangem Dahinkriechen, aus dem Auto krabbeln, Pass kontrollieren lassen etc. kamen wir um 15 Uhr in Bobo an. Ich war nur noch froh. Es hieß zwischen Bobo und Ouaga verkehren fast stündlich Busse und da dachte ich, ich sei bestimmt bald daheim. Um 15h05 war ich am Busbahnhof und, wie auch anders möglich war der Bus 3 Minuten zuvor abgefahren. Nach der langen Nacht, hungrig, durstig und nach dem ganzen Schlamassel war ich echt den Tränen nahe. Zum Glück gab es für 18h30 noch einen Platz im Bus und so habe ich eben gewartet. Eine Freundin, die in Bobo wohnt hatte glücklicherweise frei und kam an den Bahnhof. So ging die Zeit schneller rum als ich dachte und pünktlich um 18h30 fuhr der Bus ab. Die Gesellschaft TCV hat Busse, die europäischen Standards entsprechen und von total nettem Fahrpersonal begleitet werden. Ich bin fast augenblicklich eingeschlafen. Kurz vor Ouaga bin ich aufgewacht, weil sich die Frau direkt hinter mir lautstark die Seele aus dem Leib kotzte. Nach meiner Krankenhausabhärtung sowohl hier als auch in Lomé und dank der Müdigkeit konnte mir das aber nichts mehr anhaben.
Um 23h30 nach 30h Fahrzeit kam ich abgeschlagen, aber wieder glücklich in Ouaga an, wo Aimé mit dem Motorrad auf mich gewartet hat.
Ich hab daraus gelernt, dass Rumreisen zwar lustig sein kann, aber nicht alleine. Zumindest ist das nichts für mich.
Nach Mali hatte ich dann noch eine Woche um an meiner Datenauswertung für die Doktorarbeit zu arbeiten und am Montag dieser Woche habe ich mein zweites Praktikum begonnen.
Das CMA (Centre Médical avec Antenne chirurgicale) Paul VI ist ein kirchliches Krankenhaus gleich bei mir um die Ecke. Viele Schwestern und Priester arbeiten dort und es herrscht eine angenehme ruhige Atmosphäre.
Es ist vor allem im Vergleich zum Unikrankenhaus total sauber und organisiert.
Aber leider ist nichts los.
Im März, April ist es hier unglaublich heiß und die meisten Menschen schlafen draußen und vermeiden vor lauter Hitze jeglichen Körperkontakt. Deshalb gibt es im Winter dann immer einen Geburtentief.
Zum Glück kann ich auch viele andere Sachen machen und außerdem sind die Leute nett.
Ich fühle mich wohl dort und habe mittags noch genug Energie an meiner Doktorarbeit zu arbeiten oder euch lange Blogberichte schreiben.
Ich sende euch ganz viele Grüße ins Glühweinland.
Seid umarmt
Auf bald
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