Mittwoch, 18. August 2010
Die Preußen Westafrikas
priskamaria, 12:59h
Hallo,
Die Burkinabé werden oft als die Preußen Westafrikas bezeichnet. Heute Morgen wurde mir mal wieder klar warum.
Gestern Abend haben wir mit dem Handwerker ausgemacht, dass ich heute mit ihm in die neue Wohnung gehe um die Fenster für die Moskitogitter auszumessen. Er stand doch ernsthaft schon um kurz nach 7 vor meiner Tür. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet. Ich war noch nicht einmal fertig.
Eine andere sehr angenehme Eigenschaft der Menschen hier ist ihre unheimliche Toleranz. Zur Zeit ist Ramadan und es bekennen sich hier immerhin gut die Hälfte der Bevölkerung zum Islam. Trotzdem ist es völlig in Ordnung mittags auf der Straße zu sitzen und meinetwegen Schweinefleisch zu essen. Man lässt sich einfach in Ruhe.
Im Allgemeinen sind die Menschen sehr friedfertig. Ich kann ohne Angst zu haben abends alleine draußen rumlaufen. Man sieht auch fast nie Menschen auf der Straße streiten oder laut diskutieren.
Die Straßen sind zumindest in der Innenstadt zum Großteil geteert und in gutem Zustand. Überholt wird zwar manchmal ein bißchen waghalsig, aber gut. Auf der deutschen Autobahn sind auch viele Idioten unterwegs.
Was ich mit am angenehmsten finde ist, dass es für mich keine Extrapreise gibt. Wenn ich alleine auf den Markt gehe, zahle ich bei fast allen den gleichen Preis wie wenn ich mit den Frauen von hier unterwegs bin. Ich habe nicht ständig das Gefühl abgezockt zu werden und das ist schon was wert.
Es gibt aber natürlich auch absolut unpreußische Charakterzüge.
Zum einen gibt es hier keine TÜV und das wird mir jeden Tag klar, wenn ich in ein total schrottiges Mercedes 190 D-Taxi steige. Alleine vom Aussehen her würde ich bei den meisten meine Hand drauf verwetten, dass sie überhaupt nicht mehr fahren. Aber das tun sie. Jaja, die deutsche Wertarbeit eben. Die ist hier sehr beliebt. Der Mercedes 190 D ist das Auto Nummer 1. Auf den lassen sie nichts kommen.
Eine andere unpreußische Eigenschaft ist der Müll, der überall rumliegt.
Wer meint er sei in Deutschland nicht in den immer wieder erwähnten überhygienischen Umständen aufgewachsen, sondern hätte sich als Kind auch immer wieder dreckig gemacht, der weiß ganz offensichtlich nicht, was es heißt im Dreck aufzuwachsen.
Nun gut, man mag mich pingelig schimpfen, oder was man will, aber manchmal kann ich es echt kaum fassen. Vor ein paar Tagen war ich mit meiner Nachbarin die neue Wohnung putzen. Sie hat sich angeboten mir zu helfen, was ich sehr nett fand. Sie hat angefangen das Bad zu putzen und ihre kleine Tochter saß eben dabei. Sie ist ungefähr ein Jahr alt und zieht sich an allem hoch. Das hat sie dann auch an der noch ungeputzten Kloschüssel gemacht und dann gleich mal die Hand reingesteckt. Die Toilette war aber so dreckig, dass ich mich noch nicht einmal draufegesetzt hätte. Bei uns wäre jede Mutter total durchgedreht und hätte das Kind da weggenommen. Emilia hat es noch nicht einmal beachtet.
Das fand ich dann schon echt krass. Ekel ist wohl wirklich anerzogen.
Naja, nachdem ich es dann nochmal selbst geputzt habe, ist mein bad jetzt sauber.
Die Kinder haben auch ganz oft unglaublich dreckige Kleider an. Die Sachen sind dann wirklich schwarz vor Dreck, was mich wundert, denn man sieht die Leute oft waschen.
Zum Glück ist Aimé nicht so. Er zieht seine Kleider immer nur einmal an, weil sie dann vom Straßenverkehr total staubig sind. Die Wohnung ist auch sauber und ordentlich. Er wird von seinen Nachbarn hier immer als der saubere Doktor verlacht, aber das nimmt er mit Gelassenheit.
Die neue Wohnung ist ein einem Hof mit drei anderen Parteien. Wir haben sie unter anderem deshalb gewählt, weil der Hof sauber ist.
So, ich treffe mich jetzt gleich mit dem Architekten um das Grundstück für die Klinik anzuschauen und danach geht´s zum Arbeiten.
Ich wünsche euch allen einen schönen Tag.
Auf bald
Die Burkinabé werden oft als die Preußen Westafrikas bezeichnet. Heute Morgen wurde mir mal wieder klar warum.
Gestern Abend haben wir mit dem Handwerker ausgemacht, dass ich heute mit ihm in die neue Wohnung gehe um die Fenster für die Moskitogitter auszumessen. Er stand doch ernsthaft schon um kurz nach 7 vor meiner Tür. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet. Ich war noch nicht einmal fertig.
Eine andere sehr angenehme Eigenschaft der Menschen hier ist ihre unheimliche Toleranz. Zur Zeit ist Ramadan und es bekennen sich hier immerhin gut die Hälfte der Bevölkerung zum Islam. Trotzdem ist es völlig in Ordnung mittags auf der Straße zu sitzen und meinetwegen Schweinefleisch zu essen. Man lässt sich einfach in Ruhe.
Im Allgemeinen sind die Menschen sehr friedfertig. Ich kann ohne Angst zu haben abends alleine draußen rumlaufen. Man sieht auch fast nie Menschen auf der Straße streiten oder laut diskutieren.
Die Straßen sind zumindest in der Innenstadt zum Großteil geteert und in gutem Zustand. Überholt wird zwar manchmal ein bißchen waghalsig, aber gut. Auf der deutschen Autobahn sind auch viele Idioten unterwegs.
Was ich mit am angenehmsten finde ist, dass es für mich keine Extrapreise gibt. Wenn ich alleine auf den Markt gehe, zahle ich bei fast allen den gleichen Preis wie wenn ich mit den Frauen von hier unterwegs bin. Ich habe nicht ständig das Gefühl abgezockt zu werden und das ist schon was wert.
Es gibt aber natürlich auch absolut unpreußische Charakterzüge.
Zum einen gibt es hier keine TÜV und das wird mir jeden Tag klar, wenn ich in ein total schrottiges Mercedes 190 D-Taxi steige. Alleine vom Aussehen her würde ich bei den meisten meine Hand drauf verwetten, dass sie überhaupt nicht mehr fahren. Aber das tun sie. Jaja, die deutsche Wertarbeit eben. Die ist hier sehr beliebt. Der Mercedes 190 D ist das Auto Nummer 1. Auf den lassen sie nichts kommen.
Eine andere unpreußische Eigenschaft ist der Müll, der überall rumliegt.
Wer meint er sei in Deutschland nicht in den immer wieder erwähnten überhygienischen Umständen aufgewachsen, sondern hätte sich als Kind auch immer wieder dreckig gemacht, der weiß ganz offensichtlich nicht, was es heißt im Dreck aufzuwachsen.
Nun gut, man mag mich pingelig schimpfen, oder was man will, aber manchmal kann ich es echt kaum fassen. Vor ein paar Tagen war ich mit meiner Nachbarin die neue Wohnung putzen. Sie hat sich angeboten mir zu helfen, was ich sehr nett fand. Sie hat angefangen das Bad zu putzen und ihre kleine Tochter saß eben dabei. Sie ist ungefähr ein Jahr alt und zieht sich an allem hoch. Das hat sie dann auch an der noch ungeputzten Kloschüssel gemacht und dann gleich mal die Hand reingesteckt. Die Toilette war aber so dreckig, dass ich mich noch nicht einmal draufegesetzt hätte. Bei uns wäre jede Mutter total durchgedreht und hätte das Kind da weggenommen. Emilia hat es noch nicht einmal beachtet.
Das fand ich dann schon echt krass. Ekel ist wohl wirklich anerzogen.
Naja, nachdem ich es dann nochmal selbst geputzt habe, ist mein bad jetzt sauber.
Die Kinder haben auch ganz oft unglaublich dreckige Kleider an. Die Sachen sind dann wirklich schwarz vor Dreck, was mich wundert, denn man sieht die Leute oft waschen.
Zum Glück ist Aimé nicht so. Er zieht seine Kleider immer nur einmal an, weil sie dann vom Straßenverkehr total staubig sind. Die Wohnung ist auch sauber und ordentlich. Er wird von seinen Nachbarn hier immer als der saubere Doktor verlacht, aber das nimmt er mit Gelassenheit.
Die neue Wohnung ist ein einem Hof mit drei anderen Parteien. Wir haben sie unter anderem deshalb gewählt, weil der Hof sauber ist.
So, ich treffe mich jetzt gleich mit dem Architekten um das Grundstück für die Klinik anzuschauen und danach geht´s zum Arbeiten.
Ich wünsche euch allen einen schönen Tag.
Auf bald
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