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Montag, 16. August 2010
Vorgeschichte
priskamaria, 21:16h
Hallo,
so, als Antwort auf einen Kommentar berichte ich euch heute die Vorgeschichte meines Afrikaabenteuers.
Reiselust und Afrikaliebe bestimmen schon lange mein Leben. Das ging so weit, dass ich unter anderem deshalb die Uni wechselte. Wer mich an meiner alten Uni gesehen hat weiß aber, dass es dafür auch andere Gründe gab. ;-)
So hat es sich dann ergeben, dass ich im Februar mehr oder weniger zufällig meinem jetzigen Doktorvater über den Weg lief.
Ich habe ihn gleich gefragt, ob er nicht was Interessantes für mich hätte. Da wir uns auf Anhieb sympathisch waren, hat er sogleich zugesagt.
Er arbeitet schon seit Mitte der 80er jedes Jahr hier in Burkina Faso. Er ist Frauenarzt und hat hier schon sehr viele Frauen mit Geburtsverletzungen operiert.
Im vergangenen Jahr war er mit einigen Kollegen hier um eine Woche zu operieren. Die Gruppe hat sich natürlich auch die Stadt angeschaut. Einer seiner Kollegen hat den Palast des Mogho Naaba fotografiert. Er war sich dessen nicht bewusst, dass es ein absolutes Sakrileg ist.
Der Mogho Naaba ist der König der Mossi, der meistvertretenen Ethnie in Burkina Faso.
Ein Palastwächter hat den Bösewicht ;-) erwischt und sofort seine Kamera konfisziert.
Mein Doktorvater harrte dann mehrere Stunden vor dem Palast aus und bat um eine Audienz.
Nach langem auf die Folter spannen bekam er Einlass und kam dann auch mit dem Mogho Naaba ins Gespräch. Dieser war von der ganzen Geschichte so angetan, dass er meinem Doktorvater ein Grundstück von 11ha Größe schenkte um darauf eine Klinik zu bauen.
Es wird eine Klinik zur Behandlung von Geburtsverletzungen von Frauen.
Vor allem in der ländlichen Region leiden viele Frauen an Harn- oder Stuhlinkontinenz durch Scheiden-Blasen-Fisteln oder hohe Dammrisse, bei denen der Schließmuskel betroffen war. Es ist dort immer noch üblich sehr früh zu heiraten und 13 bis 15-jährige Mädchen sind körperlich einfach noch nicht bereit ein Kind auf die Welt zu bringen. Das Becken ist meist noch zu schmal. An einen Kaiserschnitt nur zu denken ist völlig utopisch, wenn man sich klar macht, dass die nächste Klinik manchmal mehrere Tagesreisen mit dem Eselskarren entfernt ist.
Die Frauen können sich ein Behandlung fast nie leisten und leiden ein Leben lang an den Folgen einer schweren Geburt.
Ouagadougou liegt zentral in Burkina Faso und ist von allen Regionen relativ einfach zu erreichen.
Die Operation und Behandlung wird durch Spendengelder finanziert.
Meine Aufgabe ist es nun mich erstmal hier im Krankenhaus ein bißchen einzuarbeiten um dann eine Erhebung über die Häufigkeit von Geburtsverletzungen zu erstellen. Ich werde insgesamt ein halbes Jahr hier verbringen.
Im Oktober wird die Grundsteinlegung für die Klinik sein. Mit Francis Kéré haben wir einen sehr renommierten Architeten gefunden.
Er ist selbst Burkinabé, hat aber in Berlin studiert und wohnt dort auch.
Er hat für seine ökologische Bauweise schon verschiedene Preise gewonnen.
Der Träger der Klinik ist der Verein Menschen Für Frauen. Interessierte finden auf der Homepage mehr Informationen.
In Dori war ich letztendlich nur um einige alte Freunde meines Doktorvaters zu besuchen.
Auf bald
so, als Antwort auf einen Kommentar berichte ich euch heute die Vorgeschichte meines Afrikaabenteuers.
Reiselust und Afrikaliebe bestimmen schon lange mein Leben. Das ging so weit, dass ich unter anderem deshalb die Uni wechselte. Wer mich an meiner alten Uni gesehen hat weiß aber, dass es dafür auch andere Gründe gab. ;-)
So hat es sich dann ergeben, dass ich im Februar mehr oder weniger zufällig meinem jetzigen Doktorvater über den Weg lief.
Ich habe ihn gleich gefragt, ob er nicht was Interessantes für mich hätte. Da wir uns auf Anhieb sympathisch waren, hat er sogleich zugesagt.
Er arbeitet schon seit Mitte der 80er jedes Jahr hier in Burkina Faso. Er ist Frauenarzt und hat hier schon sehr viele Frauen mit Geburtsverletzungen operiert.
Im vergangenen Jahr war er mit einigen Kollegen hier um eine Woche zu operieren. Die Gruppe hat sich natürlich auch die Stadt angeschaut. Einer seiner Kollegen hat den Palast des Mogho Naaba fotografiert. Er war sich dessen nicht bewusst, dass es ein absolutes Sakrileg ist.
Der Mogho Naaba ist der König der Mossi, der meistvertretenen Ethnie in Burkina Faso.
Ein Palastwächter hat den Bösewicht ;-) erwischt und sofort seine Kamera konfisziert.
Mein Doktorvater harrte dann mehrere Stunden vor dem Palast aus und bat um eine Audienz.
Nach langem auf die Folter spannen bekam er Einlass und kam dann auch mit dem Mogho Naaba ins Gespräch. Dieser war von der ganzen Geschichte so angetan, dass er meinem Doktorvater ein Grundstück von 11ha Größe schenkte um darauf eine Klinik zu bauen.
Es wird eine Klinik zur Behandlung von Geburtsverletzungen von Frauen.
Vor allem in der ländlichen Region leiden viele Frauen an Harn- oder Stuhlinkontinenz durch Scheiden-Blasen-Fisteln oder hohe Dammrisse, bei denen der Schließmuskel betroffen war. Es ist dort immer noch üblich sehr früh zu heiraten und 13 bis 15-jährige Mädchen sind körperlich einfach noch nicht bereit ein Kind auf die Welt zu bringen. Das Becken ist meist noch zu schmal. An einen Kaiserschnitt nur zu denken ist völlig utopisch, wenn man sich klar macht, dass die nächste Klinik manchmal mehrere Tagesreisen mit dem Eselskarren entfernt ist.
Die Frauen können sich ein Behandlung fast nie leisten und leiden ein Leben lang an den Folgen einer schweren Geburt.
Ouagadougou liegt zentral in Burkina Faso und ist von allen Regionen relativ einfach zu erreichen.
Die Operation und Behandlung wird durch Spendengelder finanziert.
Meine Aufgabe ist es nun mich erstmal hier im Krankenhaus ein bißchen einzuarbeiten um dann eine Erhebung über die Häufigkeit von Geburtsverletzungen zu erstellen. Ich werde insgesamt ein halbes Jahr hier verbringen.
Im Oktober wird die Grundsteinlegung für die Klinik sein. Mit Francis Kéré haben wir einen sehr renommierten Architeten gefunden.
Er ist selbst Burkinabé, hat aber in Berlin studiert und wohnt dort auch.
Er hat für seine ökologische Bauweise schon verschiedene Preise gewonnen.
Der Träger der Klinik ist der Verein Menschen Für Frauen. Interessierte finden auf der Homepage mehr Informationen.
In Dori war ich letztendlich nur um einige alte Freunde meines Doktorvaters zu besuchen.
Auf bald
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Donnerstag, 12. August 2010
Sterne im Sahel
priskamaria, 15:15h
Hallo,
ein Freund hat mich auf die Idee gebracht ein Blog einzurichten. Es ist um Einiges einfacher, als imme E-Mails zu schreiben.
Ich habe es Nasaara genannt. Es ist Mooré und bedeutet Weisse. Da mich hier alle so nennen, koennte man bald schon meinen es sei mein Name.
Ich bin zur Zeit in Dori. Es ist eine Provinzstadt im Norden, im Sahel.
Normalerweise assoziiert man damit eher Duerre und Trockenheit. Doch weit gefehlt; vorgestern hat es so stark geregnet, dass hier alles gruen ist. Von Duenen keine Spur.
Gestern und heute ist hier ein internationales Jugendtreffen zur Wiederaufforstung. Es sind insgesamt 1000 Jugendliche da.
Gestern Abend war eine Eroeffnungsfeier ausserhalb der Stadt. Einige Jugendliche, die bei mir in der Herberge untergebracht sind, haben mich eingeladen mitzukommen.
Wir sind ein Stueck mit einem Bus gefahren, wie man sie auch bei uns sieht. Nichts mit Knie- und Sonstwoschmerzen nach dei Metern Fahrt.
Als wir schon ein gutes Stueck aus Dori raus waren; stand ein anderer Bus quer auf der Strasse. Der Fahrer hatte versucht zu wenden. Warum er mit einem acht Meter langen Bus auf einer fuenf Meter breiten Strasse wenden wollt, ist mir immer noch ein Raetsel. Das Gelaende neben der Piste war offensichtlich unpassierbar...sollte man meinen.
Denn auch unser Fahrer kam auf eine glorreiche Idee und wollte an dem anderen Bus vorbeifahren. Es kam wie es kommen musste, nach einigen Metern steckte die komplette linke Seite des Busses im Schlamm fest. Der Bus drohte umzukippen und als der Boden noch knapp einen Meter von meinem Fenster entfernt war, wollte ich da nur noch raus.
Es ist zum Glueck niemandem was passiert, aber die Aufregung war natuerlich gross. Am lustigsten waren die Japaner; die alles gleich fotografiert haben. Die Clichées dieser Welt lassen gruessen!!!
Der Unfall passierte nicht weit von unserem Zielort und so sind wir den Rest zu Fuss gegangen.
Wir sassen dann drei Stunden am Feuer und haben eine Begruessungsrede nach der anderen ueber uns ergehen lassen.
Ich war hundemuede und da Montezuma lir vormittags einen kleinen Rachebesuch abgestattet hatte, fuehlte ich mich auch nicht ganz so wohl, aber der unglaubliche Sternenhimmel hat alles wett gemacht.
So viele Sterne hatte ich noch nie gesehen. Es war wunderschoen.
Auf bald
Nasaara Priska
ein Freund hat mich auf die Idee gebracht ein Blog einzurichten. Es ist um Einiges einfacher, als imme E-Mails zu schreiben.
Ich habe es Nasaara genannt. Es ist Mooré und bedeutet Weisse. Da mich hier alle so nennen, koennte man bald schon meinen es sei mein Name.
Ich bin zur Zeit in Dori. Es ist eine Provinzstadt im Norden, im Sahel.
Normalerweise assoziiert man damit eher Duerre und Trockenheit. Doch weit gefehlt; vorgestern hat es so stark geregnet, dass hier alles gruen ist. Von Duenen keine Spur.
Gestern und heute ist hier ein internationales Jugendtreffen zur Wiederaufforstung. Es sind insgesamt 1000 Jugendliche da.
Gestern Abend war eine Eroeffnungsfeier ausserhalb der Stadt. Einige Jugendliche, die bei mir in der Herberge untergebracht sind, haben mich eingeladen mitzukommen.
Wir sind ein Stueck mit einem Bus gefahren, wie man sie auch bei uns sieht. Nichts mit Knie- und Sonstwoschmerzen nach dei Metern Fahrt.
Als wir schon ein gutes Stueck aus Dori raus waren; stand ein anderer Bus quer auf der Strasse. Der Fahrer hatte versucht zu wenden. Warum er mit einem acht Meter langen Bus auf einer fuenf Meter breiten Strasse wenden wollt, ist mir immer noch ein Raetsel. Das Gelaende neben der Piste war offensichtlich unpassierbar...sollte man meinen.
Denn auch unser Fahrer kam auf eine glorreiche Idee und wollte an dem anderen Bus vorbeifahren. Es kam wie es kommen musste, nach einigen Metern steckte die komplette linke Seite des Busses im Schlamm fest. Der Bus drohte umzukippen und als der Boden noch knapp einen Meter von meinem Fenster entfernt war, wollte ich da nur noch raus.
Es ist zum Glueck niemandem was passiert, aber die Aufregung war natuerlich gross. Am lustigsten waren die Japaner; die alles gleich fotografiert haben. Die Clichées dieser Welt lassen gruessen!!!
Der Unfall passierte nicht weit von unserem Zielort und so sind wir den Rest zu Fuss gegangen.
Wir sassen dann drei Stunden am Feuer und haben eine Begruessungsrede nach der anderen ueber uns ergehen lassen.
Ich war hundemuede und da Montezuma lir vormittags einen kleinen Rachebesuch abgestattet hatte, fuehlte ich mich auch nicht ganz so wohl, aber der unglaubliche Sternenhimmel hat alles wett gemacht.
So viele Sterne hatte ich noch nie gesehen. Es war wunderschoen.
Auf bald
Nasaara Priska
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