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Sonntag, 5. September 2010
Sturmzeit
priskamaria, 21:29h
Die Regenzeit sollte eigentlich Sturmzeit heißen. Jeder Regen ist hier gleich ein alles lahmlegender Sturm mit Blitz und Donner. Wenn es mal ohne Wind regnet nennen die Leute das falschen Regen. Ja, und so sitze ich mal wieder einen Sonntag Nachmittag in meiner Wohnung und kann nicht raus.
Die Straße vor dem Haus verwandelt sich in einen Fluss und solange man keinen Ganzkörper-Neopren-Anzug hat, solte man besser drinnen bleiben. Der August ist der regenreichste Monat und es lässt zum Glück schon etwas nach. Das Wetter kann nur noch besser werden.
Letztes Wochenende habe ich mit Aimé einen Ausflug gemacht. Wir waren in einem Dorf etwas außerhalb der Stadt, wo heilige Krokodile leben. Der Legende nach haben sie den Einwohnern Wasser gebracht (ich denke ja eher, dass es der oben beschriebene Regen war ;-) ). Manche der Tiere sind total zahm und man kann sich sogar drauf setzen. Es war aber schon ein bißchen ein komisches Gefühl. Man kann für 1,50 € ein Huhn kaufen, das dann an eines der weniger zahmen Krokodile verfüttert wird. Die sind ganz schön schnell wenn so ein Huhn vor ihnen wegrennt. Es war auf jeden Fall sehr interessant und hat Spaß gemacht mal ein bißchen aus der Stadt rauszukommen und einfach ein wenig Zei miteinander zu verbringen.
Wir waren mit dem Motorrad, oder besser Mofa dort und auf dem Heimweg bin ich gefahren. Es macht total Spaß.
Ohne ist man hier ziemlich aufgeschmissen. Die Taxis fahren meist nur bestimmte Strecken ab, weil sie immer mehrere, also 6-7, Fahrgäste mitnehmen und die dann nacheinander an den verschiedenen Punkten absetzen. Eine solche Fahrt kostet 30 Cent. Wenn man aber an einen Ort etwas abseits der großen Strecken will, dann ist es gleich recht teuer.
Das ist auf Dauer ziemlich nervig und ich spiele mit dem Gedanken mir auch so ein Moto zu kaufen.
Dann wäre der Weg ins Krankenhaus auch nicht jeden Morgen so nervig.
In der kommenden Woche werde ich mit der Datensammlung für meine Doktorarbeit beginnen. Die letzte Woche habe ich mit zwei Kollegen zusammen ein Datenblatt zusammengestellt. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es nicht ausreichen wird nur in der Uniklinik zu sammeln, da ich dort in den paar Monaten unmöglich genug Fälle zusammen bekommen würde.
Das Gesundheitssystem ist hier folgendermaßen aufgebaut. Es gibt im ganzen Land ein Centre Hospitalier Universitaire und drunter gibt es dann einige CMA, ich hab die Bedeutung der Abkürzung vergessen, und darunter die CSPS.
Hier in Ouaga gibt es vier CMA. In jedem gibt es einen Kreißsaal, der von Hebammen geleitet wird. Es ist immer ein Arzt in Bereitschaft da, aber die schwierigen Fälle werden immer in die Uniklinik verlegt. Wir bekommen aus den Zentren auch oft Fälle für einen Kaiserschnitt, weil zum Beispiel kein Betäubungsmittel vorrätig ist. Naja, auf jeden Fall passieren die meisten Geburtsverletzungen in diesen Zentren oder in Gesundheitseinrichtungen noch einfacherer Art, wo man einfach fast nichts an Material hat.
Für meine Statisik ist es also viel sinnvoller nicht nur in der Uniklinik Fälle zu sammeln.
Da die CMA alle ziemlich weit auseinander liegen, habe ich noch einen Grund mehr über einen Motokauf nachzudenken.
Die letzte Arbeitswoche war ganz gut. Ich habe mich inzwischen in die Sprache eingefunden und weiß immer um was es geht. Am Mittwoch habe ich unter Anleitung eines Geburtshelfers meine erste Dammnaht gemacht. Es hat gut geklappt.
Das Kind, das die Frau geboren hatte war so unglaublich süß. Nach der Geburt sind ja wirklich nicht alle Kinder hübsch, aber manche sind einfach zum dahinschmelzen. Es war eine Steißgeburt gewesen. Derer habe ich in dieser Woche schon drei gesehen. Sie sind alle gut verlaufen. Da ich nur im Kreißsaal bin, bekomme ich leider nie mit wie es den Frauen ein zwei Tage nach der Geburt geht. Offiziell sollten alle für sechs Tage zur Überwachung da bleiben. Viele Können sich das aber nicht leisten. Wenn sie dann irgendwelche Probleme haben, kommen sie aber nur in ganz schwerwiegenden Fällen zurück. Man weiß also nicht, ob es viele Frauen gibt, die nach der Naht Infektionen bekommen, oder nicht. Sterilität wird sehr relativ gehandhabt. Die Instrumente werden alle hitzesterilisiert, aber wenn man sie dann auf die Liege legt, dann sind sie natürlich nicht mehr steril. Nach der Naht gibt es aber immer eine kurze Betaisodona-Dusche über die Wunde. Ich hoffe das reicht bei den meisten aus. Ich habe diese Woche schon drei Neugeborene reanimiert. Zwei haben überlebt, aber der dritte war ein Frühchen in der 33. Woche. Der Kleine hat nur 1200g gewogen. Wir haben ihn dann in die Neonatologie gebracht, aber ich glaube nicht, dass er´s überlebt hat.
Es gibt natürlich auch immer wieder Totgeburten. Das ist in Deutschland nicht anders, aber hier eben häufiger. Das ist schon immer traurig.
Für solche Gedanken bleibt aber oft keine Zeit, wenn im Bett nebendran die nächste Frau schon wieder ein Kind auf die Welt bringt. An manchen Tagen geht´s echt ab und wenn mal kein Bett frei ist, dann muss die Frau eben auf dem Boden entbinden. Die Frauen bringen immer eigene Tücher mit und so weiß man dann immer welches Kind zu welcher Frau gehört. Wenn da fünf schwarzgelockte Säuglinge unter der Wärmelampe liegen, kann das sonst leicht zu Verwechslungen kommen.
Meistens werden die Kleinen recht bald an die Angehörigen, die vor dem Kreißsaal warten übergeben. Je nach Alter der Mutter ist die eigene Mutter, der Ehemann, oder eine Schwester dabei.
Die Angehörigen sitzen dann im Gang vor dem Kreißsaal. Falls die Gebärende irgendwelche Arzneimittel oder zum Beispiel Handschuhe etc. Braucht, gibt man das Rezept an die Angehörigen, die das dann in der Apotheke kaufen gehen. Vom Krankenhaus gibt es nur Watte, Alkohol zum Desinfizieren und so eine Art Leukoplast. Der Rest muss von den Patienten selbst gekauft werden.
Jeden Vormittag von 8 bis 12 sind die verschiedenen Ambulanzen offen. Am Nachmittag kommen dann alle Fälle in den Kreißsaal. Man sieht also alles, vom Harnwegsinfekt bis zum Brustkrebs. Das ist dann auch immer der Zeitpunkt, wenn der Kreißsaal ein bißchen voller wird.
Insgesamt gibt es sechs Betten, und einen gynäkologischen Stuhl. Da der aber halb zerbrochen ist, wird er nur im Notfall benutzt. Das kam in den letzten Wochen nur zweimal vor.
Ich bin mal gespannt wie es in den CMA aussieht. Da werde ich in der nächsten Woche ja hinfahren.
Wenn ich nachmittags vom Krankenhaus komme, gehe ich immer erstmal auf den Markt.
Da die Lebensmittel dort so reif sind, muss man jeden Tag einkaufen. Vorratshaltung geht hier gar nicht, erst recht nicht, wenn man wie ich noch keinen Kühlschrank hat.
So ganz alltägliche Dinge wie das Mittagessen kochen nehmen also immer total viel Zeit in Anspruch. Wenn es dann mal nicht regnet und ich Wäsche waschen muss, wird es meist schon fast wieder dunkel bis ich mit allem fertig bin.
Durch Ouagadougou zieht sich eine Art langer See, der Barrage. Von meiner Wohnung ist er nur fünf Gehminuten entfernt und dort bin ich in der Dämmerung total gerne. Jeden Abend zieht ein Riesenschwarm Vögel oder Fledermäuse über den See. Sie fliegen abends immer in die gleiche Richtung, nach Südwesten. Die Form der Tiere sieht aus wie das Batman-Zeichen, aber ich weiß nicht was es ist. Die Leute hier wissen das leider auch nicht. Es ist aber immer herrlich, wenn vor dem Abendhimmel ein nicht endenwollender Schwarm vorbeizieht. Das geht manchmal echt fast eine halbe Stunde. Das sind soooo viele Tiere. Total schön.
Gestern Abend waren wir aus. Eine Kollegin, die für ein paar Wochen aus Hannover da ist, ein anderer Kollege, Aimés bester Freund und dessen Freundin waren auch dabei.
Es hat so Spaß gemacht mal wieder zu tanzen.
Es gibt richtig schöne Diskos hier. Meist mit einem kleinen Außenbereich mit Pflanzen.
Auch wenn ich tagsüber oft tagelang keine Weißen, oder allgemein Nicht-Afrikaner sehe, ist nachts immer Multi-Kulti angesagt. In den kleinen Bars hies um die Ecke ist das natürlich nicht so, aber in den Diskos findet sich alles. Das ist ein herrliches Gefühl.
So mit diesem Gefühl schicke ich euch ganz liebe Sturmzeitgrüße.
Seid umarmt.
Die Straße vor dem Haus verwandelt sich in einen Fluss und solange man keinen Ganzkörper-Neopren-Anzug hat, solte man besser drinnen bleiben. Der August ist der regenreichste Monat und es lässt zum Glück schon etwas nach. Das Wetter kann nur noch besser werden.
Letztes Wochenende habe ich mit Aimé einen Ausflug gemacht. Wir waren in einem Dorf etwas außerhalb der Stadt, wo heilige Krokodile leben. Der Legende nach haben sie den Einwohnern Wasser gebracht (ich denke ja eher, dass es der oben beschriebene Regen war ;-) ). Manche der Tiere sind total zahm und man kann sich sogar drauf setzen. Es war aber schon ein bißchen ein komisches Gefühl. Man kann für 1,50 € ein Huhn kaufen, das dann an eines der weniger zahmen Krokodile verfüttert wird. Die sind ganz schön schnell wenn so ein Huhn vor ihnen wegrennt. Es war auf jeden Fall sehr interessant und hat Spaß gemacht mal ein bißchen aus der Stadt rauszukommen und einfach ein wenig Zei miteinander zu verbringen.
Wir waren mit dem Motorrad, oder besser Mofa dort und auf dem Heimweg bin ich gefahren. Es macht total Spaß.
Ohne ist man hier ziemlich aufgeschmissen. Die Taxis fahren meist nur bestimmte Strecken ab, weil sie immer mehrere, also 6-7, Fahrgäste mitnehmen und die dann nacheinander an den verschiedenen Punkten absetzen. Eine solche Fahrt kostet 30 Cent. Wenn man aber an einen Ort etwas abseits der großen Strecken will, dann ist es gleich recht teuer.
Das ist auf Dauer ziemlich nervig und ich spiele mit dem Gedanken mir auch so ein Moto zu kaufen.
Dann wäre der Weg ins Krankenhaus auch nicht jeden Morgen so nervig.
In der kommenden Woche werde ich mit der Datensammlung für meine Doktorarbeit beginnen. Die letzte Woche habe ich mit zwei Kollegen zusammen ein Datenblatt zusammengestellt. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es nicht ausreichen wird nur in der Uniklinik zu sammeln, da ich dort in den paar Monaten unmöglich genug Fälle zusammen bekommen würde.
Das Gesundheitssystem ist hier folgendermaßen aufgebaut. Es gibt im ganzen Land ein Centre Hospitalier Universitaire und drunter gibt es dann einige CMA, ich hab die Bedeutung der Abkürzung vergessen, und darunter die CSPS.
Hier in Ouaga gibt es vier CMA. In jedem gibt es einen Kreißsaal, der von Hebammen geleitet wird. Es ist immer ein Arzt in Bereitschaft da, aber die schwierigen Fälle werden immer in die Uniklinik verlegt. Wir bekommen aus den Zentren auch oft Fälle für einen Kaiserschnitt, weil zum Beispiel kein Betäubungsmittel vorrätig ist. Naja, auf jeden Fall passieren die meisten Geburtsverletzungen in diesen Zentren oder in Gesundheitseinrichtungen noch einfacherer Art, wo man einfach fast nichts an Material hat.
Für meine Statisik ist es also viel sinnvoller nicht nur in der Uniklinik Fälle zu sammeln.
Da die CMA alle ziemlich weit auseinander liegen, habe ich noch einen Grund mehr über einen Motokauf nachzudenken.
Die letzte Arbeitswoche war ganz gut. Ich habe mich inzwischen in die Sprache eingefunden und weiß immer um was es geht. Am Mittwoch habe ich unter Anleitung eines Geburtshelfers meine erste Dammnaht gemacht. Es hat gut geklappt.
Das Kind, das die Frau geboren hatte war so unglaublich süß. Nach der Geburt sind ja wirklich nicht alle Kinder hübsch, aber manche sind einfach zum dahinschmelzen. Es war eine Steißgeburt gewesen. Derer habe ich in dieser Woche schon drei gesehen. Sie sind alle gut verlaufen. Da ich nur im Kreißsaal bin, bekomme ich leider nie mit wie es den Frauen ein zwei Tage nach der Geburt geht. Offiziell sollten alle für sechs Tage zur Überwachung da bleiben. Viele Können sich das aber nicht leisten. Wenn sie dann irgendwelche Probleme haben, kommen sie aber nur in ganz schwerwiegenden Fällen zurück. Man weiß also nicht, ob es viele Frauen gibt, die nach der Naht Infektionen bekommen, oder nicht. Sterilität wird sehr relativ gehandhabt. Die Instrumente werden alle hitzesterilisiert, aber wenn man sie dann auf die Liege legt, dann sind sie natürlich nicht mehr steril. Nach der Naht gibt es aber immer eine kurze Betaisodona-Dusche über die Wunde. Ich hoffe das reicht bei den meisten aus. Ich habe diese Woche schon drei Neugeborene reanimiert. Zwei haben überlebt, aber der dritte war ein Frühchen in der 33. Woche. Der Kleine hat nur 1200g gewogen. Wir haben ihn dann in die Neonatologie gebracht, aber ich glaube nicht, dass er´s überlebt hat.
Es gibt natürlich auch immer wieder Totgeburten. Das ist in Deutschland nicht anders, aber hier eben häufiger. Das ist schon immer traurig.
Für solche Gedanken bleibt aber oft keine Zeit, wenn im Bett nebendran die nächste Frau schon wieder ein Kind auf die Welt bringt. An manchen Tagen geht´s echt ab und wenn mal kein Bett frei ist, dann muss die Frau eben auf dem Boden entbinden. Die Frauen bringen immer eigene Tücher mit und so weiß man dann immer welches Kind zu welcher Frau gehört. Wenn da fünf schwarzgelockte Säuglinge unter der Wärmelampe liegen, kann das sonst leicht zu Verwechslungen kommen.
Meistens werden die Kleinen recht bald an die Angehörigen, die vor dem Kreißsaal warten übergeben. Je nach Alter der Mutter ist die eigene Mutter, der Ehemann, oder eine Schwester dabei.
Die Angehörigen sitzen dann im Gang vor dem Kreißsaal. Falls die Gebärende irgendwelche Arzneimittel oder zum Beispiel Handschuhe etc. Braucht, gibt man das Rezept an die Angehörigen, die das dann in der Apotheke kaufen gehen. Vom Krankenhaus gibt es nur Watte, Alkohol zum Desinfizieren und so eine Art Leukoplast. Der Rest muss von den Patienten selbst gekauft werden.
Jeden Vormittag von 8 bis 12 sind die verschiedenen Ambulanzen offen. Am Nachmittag kommen dann alle Fälle in den Kreißsaal. Man sieht also alles, vom Harnwegsinfekt bis zum Brustkrebs. Das ist dann auch immer der Zeitpunkt, wenn der Kreißsaal ein bißchen voller wird.
Insgesamt gibt es sechs Betten, und einen gynäkologischen Stuhl. Da der aber halb zerbrochen ist, wird er nur im Notfall benutzt. Das kam in den letzten Wochen nur zweimal vor.
Ich bin mal gespannt wie es in den CMA aussieht. Da werde ich in der nächsten Woche ja hinfahren.
Wenn ich nachmittags vom Krankenhaus komme, gehe ich immer erstmal auf den Markt.
Da die Lebensmittel dort so reif sind, muss man jeden Tag einkaufen. Vorratshaltung geht hier gar nicht, erst recht nicht, wenn man wie ich noch keinen Kühlschrank hat.
So ganz alltägliche Dinge wie das Mittagessen kochen nehmen also immer total viel Zeit in Anspruch. Wenn es dann mal nicht regnet und ich Wäsche waschen muss, wird es meist schon fast wieder dunkel bis ich mit allem fertig bin.
Durch Ouagadougou zieht sich eine Art langer See, der Barrage. Von meiner Wohnung ist er nur fünf Gehminuten entfernt und dort bin ich in der Dämmerung total gerne. Jeden Abend zieht ein Riesenschwarm Vögel oder Fledermäuse über den See. Sie fliegen abends immer in die gleiche Richtung, nach Südwesten. Die Form der Tiere sieht aus wie das Batman-Zeichen, aber ich weiß nicht was es ist. Die Leute hier wissen das leider auch nicht. Es ist aber immer herrlich, wenn vor dem Abendhimmel ein nicht endenwollender Schwarm vorbeizieht. Das geht manchmal echt fast eine halbe Stunde. Das sind soooo viele Tiere. Total schön.
Gestern Abend waren wir aus. Eine Kollegin, die für ein paar Wochen aus Hannover da ist, ein anderer Kollege, Aimés bester Freund und dessen Freundin waren auch dabei.
Es hat so Spaß gemacht mal wieder zu tanzen.
Es gibt richtig schöne Diskos hier. Meist mit einem kleinen Außenbereich mit Pflanzen.
Auch wenn ich tagsüber oft tagelang keine Weißen, oder allgemein Nicht-Afrikaner sehe, ist nachts immer Multi-Kulti angesagt. In den kleinen Bars hies um die Ecke ist das natürlich nicht so, aber in den Diskos findet sich alles. Das ist ein herrliches Gefühl.
So mit diesem Gefühl schicke ich euch ganz liebe Sturmzeitgrüße.
Seid umarmt.
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Donnerstag, 26. August 2010
Meine Arbeit im Krankenhaus
priskamaria, 12:53h
Hallo,
Am Dienstag vor einer Woche habe ich meine Famulatur im CHU hier in Ouagadougou begonnen. Ich möchte nicht lügen, es war eine echt krasse Woche.
Entschuldigt, wenn ich ziemlich viele Fachausdrücke benutze, aber ich schreibe diesen Beitrag für meine Kommilitonen, die mich angeschrieben haben und nach der Famulatur gefragt haben.
Am schlimmsten war der erste Tag. Ich habe auch in Deutschland schon im Kreißsaal gearbeitet und weiß wie eine Geburt dort ablaufen kann.
Da ich hier weder Mitarbeiter noch den Ablauf kannte fühlte ich mich anfangs ziemlich hilflos.
Die ersten beiden Geburten, die ich sah, mussten schnell gehen. Es gibt keine CTGs und die einzige Möglichkeit den Fetus zu überwachen ist ein Pinard Stethoskop. Wenn man da also schon einen arrhythmischen Herzschlag hört, dann ist es echt allerhöchste Eisenbahn. Die beiden Geburten waren dann ziemlich brutal und die Kinder wurden mehr oder weniger aus den Frauen rausgepresst und -gerissen. Ich war darauf gar nicht vorbereitet und war schon ein bißchen schockiert. Dass bei so einer Geburt komplexe Dammrisse die Folge sind, ist kein Wunder. Wenn die dann aber wegen nicht nicht ausreichendem Lokalanästhetikum mit Minimalanästhesie versorgt werden, dann geht einem das schon nach.
Die meisten Frauen haben eine Beschneidung des Typs 2, d.h. die Klitoris und die kleinen Schamlippen sind entfernt und dann zusammengenäht. Inzwischen ist die Beschenidung von Frauen hier verboten, aber es wird dennoch noch oft gemacht. Die Frauen und Mädchen, die von dem Verbot profitieren sind außerdem zum Großteil noch nicht im gebärfähigen Alter. Eine solche Tradition kann man nicht von einem auf den anderen Tag durch ein Verbot abschaffen. Es wird noch eine Weile dauern bis es eine Seltenheit sein wird hier beschnittenen Frauen zu sehen.
Die zweite Geburt, die ich sah war ähnlich. Die Frau hat danach ziemlich stark geblutet und man musste eine Revision machen. Das wird hier jedoch nicht unter Narkose und mit Curetten gemacht, sondern manuell. Ich weiß, dass das auch in Europa bis vor einigen Jahrzehnten noch normal war, aber ich selbst hatte das noch nie gesehen. Es hat der Frau das Leben gerettet, aber wie beschreibe ich hier lieber nicht.
Bei einer weiteren Geburt, die ich diese Woche begleitet habe, war die Frau zwar vollständig, aber der Fetus hat sich nicht abgesenkt. Es bestand also eine Sectioindikation. Das Problem war aber, dass es nur einen OP gibt und vor allem nur ein OP-Team, das eine Sectio machen kann. Die Frau lag dann vier Stunden unter krassesten Wehen im Kreißsaal und war am Ende natürlich total verzweifelt und fertig. Was mich am meisten schockiert hat, war dass sich niemand für sie zuständig fühlte. Nach einer Weile hat sie aufgehört regelmäßig zu schreien und es bestand die Vermutung, dass sie eine Uterusruptur hatte. Wie es im Endeffekt ausging, und ob das zutraf, weiß ich nicht, da es am Freitag Nachmittag war.
Am Donnerstag war eine sehr anämische Patientin da, bei der eine Blasenmole vermutet wurde. Im Sono, der dann nach einer halben Ewigkeit gemacht wurde, sah man dann aber eine rupturierte EUG. Die Frau hatte an die zwei Liter Blutkoageln im Bauch.
Das eindruckvollste der Woche war jedoch eine postpartale Eklampsie. Die Frau kam am Freitag, nachdem sie am Donnerstag entbunden hatte. Sie hatte einen total wirren Blick Schaum vor dem Mund und hat gekrampft, dass sie fast vom Tisch gefallen ist. Es war fast unmöglich ihr eine Braunüle zu legen. Wir haben sie zu sechst festgehalten. Mit Valium und Magnesiumsulfat wurde es dann bald besser.
Das war echt was.
In Deutschland gibt es das alles natürlich auch, aber in milderer Form. Dort werden die Frauen nach der Entbindung meist überwacht und es kommt gar nicht erst so weit wie bei dieser Patientin.
Blutdruckmessgeräte sind Mangelware und eigentlich kann manden Druck gar nicht überwachen. Die Dokumentation wird meistens nach der Geburt nachgetragen. Man kann sich also auf keine Akte und kein Partogramm verlassen.
Das alles und mehr musste ich erstmal verarbeiten. Was mich am meisten ärgert, ist dass ich so hilflos bin. Ich hab einfach keine Möglichkeit den Ablauf hier zu ändern.
Trotz alledem war es auch eine ganz tolle Woche. Ich habe in den vier Tagen mehr Geburten gesehen als in Deutschland in zwei Wochen. Wieviel ich mache und lerne hängt absolut von mir ab. Die letzte Woche waren zwei Famulanten aus Frankreich da. Es war schon ihre vierte Woche und sie hatten sich ein bißchen eingearbeitet. Sie durften mit den Hebammen zusammen einige Entbindungen machen.
Einer der Ärzte hat mir angeboten mir zu zeigen, wie man eine Episiotomie versorgt. Wenn ich will kann ich also ganz viel lernen und natürlich will ich das. Nach den zehn Wochen, werde ich viel gesehen und gelernt haben.
Die Neugeborenen werden von den Hebammen versorgt und ich durfte also schon einige Kinder versorgen, beatmen, ausmessen, etc. Die ganze Neonat von APGAR 2 bis 10, und das in einer Woche.
Ich bereu es auf keinen Fall, dass ich hier bin.
Ich hoffe ihr hattet alle ähnlich ergiebige Famulaturen. Ich denk an euch.
Auf bald
Am Dienstag vor einer Woche habe ich meine Famulatur im CHU hier in Ouagadougou begonnen. Ich möchte nicht lügen, es war eine echt krasse Woche.
Entschuldigt, wenn ich ziemlich viele Fachausdrücke benutze, aber ich schreibe diesen Beitrag für meine Kommilitonen, die mich angeschrieben haben und nach der Famulatur gefragt haben.
Am schlimmsten war der erste Tag. Ich habe auch in Deutschland schon im Kreißsaal gearbeitet und weiß wie eine Geburt dort ablaufen kann.
Da ich hier weder Mitarbeiter noch den Ablauf kannte fühlte ich mich anfangs ziemlich hilflos.
Die ersten beiden Geburten, die ich sah, mussten schnell gehen. Es gibt keine CTGs und die einzige Möglichkeit den Fetus zu überwachen ist ein Pinard Stethoskop. Wenn man da also schon einen arrhythmischen Herzschlag hört, dann ist es echt allerhöchste Eisenbahn. Die beiden Geburten waren dann ziemlich brutal und die Kinder wurden mehr oder weniger aus den Frauen rausgepresst und -gerissen. Ich war darauf gar nicht vorbereitet und war schon ein bißchen schockiert. Dass bei so einer Geburt komplexe Dammrisse die Folge sind, ist kein Wunder. Wenn die dann aber wegen nicht nicht ausreichendem Lokalanästhetikum mit Minimalanästhesie versorgt werden, dann geht einem das schon nach.
Die meisten Frauen haben eine Beschneidung des Typs 2, d.h. die Klitoris und die kleinen Schamlippen sind entfernt und dann zusammengenäht. Inzwischen ist die Beschenidung von Frauen hier verboten, aber es wird dennoch noch oft gemacht. Die Frauen und Mädchen, die von dem Verbot profitieren sind außerdem zum Großteil noch nicht im gebärfähigen Alter. Eine solche Tradition kann man nicht von einem auf den anderen Tag durch ein Verbot abschaffen. Es wird noch eine Weile dauern bis es eine Seltenheit sein wird hier beschnittenen Frauen zu sehen.
Die zweite Geburt, die ich sah war ähnlich. Die Frau hat danach ziemlich stark geblutet und man musste eine Revision machen. Das wird hier jedoch nicht unter Narkose und mit Curetten gemacht, sondern manuell. Ich weiß, dass das auch in Europa bis vor einigen Jahrzehnten noch normal war, aber ich selbst hatte das noch nie gesehen. Es hat der Frau das Leben gerettet, aber wie beschreibe ich hier lieber nicht.
Bei einer weiteren Geburt, die ich diese Woche begleitet habe, war die Frau zwar vollständig, aber der Fetus hat sich nicht abgesenkt. Es bestand also eine Sectioindikation. Das Problem war aber, dass es nur einen OP gibt und vor allem nur ein OP-Team, das eine Sectio machen kann. Die Frau lag dann vier Stunden unter krassesten Wehen im Kreißsaal und war am Ende natürlich total verzweifelt und fertig. Was mich am meisten schockiert hat, war dass sich niemand für sie zuständig fühlte. Nach einer Weile hat sie aufgehört regelmäßig zu schreien und es bestand die Vermutung, dass sie eine Uterusruptur hatte. Wie es im Endeffekt ausging, und ob das zutraf, weiß ich nicht, da es am Freitag Nachmittag war.
Am Donnerstag war eine sehr anämische Patientin da, bei der eine Blasenmole vermutet wurde. Im Sono, der dann nach einer halben Ewigkeit gemacht wurde, sah man dann aber eine rupturierte EUG. Die Frau hatte an die zwei Liter Blutkoageln im Bauch.
Das eindruckvollste der Woche war jedoch eine postpartale Eklampsie. Die Frau kam am Freitag, nachdem sie am Donnerstag entbunden hatte. Sie hatte einen total wirren Blick Schaum vor dem Mund und hat gekrampft, dass sie fast vom Tisch gefallen ist. Es war fast unmöglich ihr eine Braunüle zu legen. Wir haben sie zu sechst festgehalten. Mit Valium und Magnesiumsulfat wurde es dann bald besser.
Das war echt was.
In Deutschland gibt es das alles natürlich auch, aber in milderer Form. Dort werden die Frauen nach der Entbindung meist überwacht und es kommt gar nicht erst so weit wie bei dieser Patientin.
Blutdruckmessgeräte sind Mangelware und eigentlich kann manden Druck gar nicht überwachen. Die Dokumentation wird meistens nach der Geburt nachgetragen. Man kann sich also auf keine Akte und kein Partogramm verlassen.
Das alles und mehr musste ich erstmal verarbeiten. Was mich am meisten ärgert, ist dass ich so hilflos bin. Ich hab einfach keine Möglichkeit den Ablauf hier zu ändern.
Trotz alledem war es auch eine ganz tolle Woche. Ich habe in den vier Tagen mehr Geburten gesehen als in Deutschland in zwei Wochen. Wieviel ich mache und lerne hängt absolut von mir ab. Die letzte Woche waren zwei Famulanten aus Frankreich da. Es war schon ihre vierte Woche und sie hatten sich ein bißchen eingearbeitet. Sie durften mit den Hebammen zusammen einige Entbindungen machen.
Einer der Ärzte hat mir angeboten mir zu zeigen, wie man eine Episiotomie versorgt. Wenn ich will kann ich also ganz viel lernen und natürlich will ich das. Nach den zehn Wochen, werde ich viel gesehen und gelernt haben.
Die Neugeborenen werden von den Hebammen versorgt und ich durfte also schon einige Kinder versorgen, beatmen, ausmessen, etc. Die ganze Neonat von APGAR 2 bis 10, und das in einer Woche.
Ich bereu es auf keinen Fall, dass ich hier bin.
Ich hoffe ihr hattet alle ähnlich ergiebige Famulaturen. Ich denk an euch.
Auf bald
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Mittwoch, 18. August 2010
Die Preußen Westafrikas
priskamaria, 12:59h
Hallo,
Die Burkinabé werden oft als die Preußen Westafrikas bezeichnet. Heute Morgen wurde mir mal wieder klar warum.
Gestern Abend haben wir mit dem Handwerker ausgemacht, dass ich heute mit ihm in die neue Wohnung gehe um die Fenster für die Moskitogitter auszumessen. Er stand doch ernsthaft schon um kurz nach 7 vor meiner Tür. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet. Ich war noch nicht einmal fertig.
Eine andere sehr angenehme Eigenschaft der Menschen hier ist ihre unheimliche Toleranz. Zur Zeit ist Ramadan und es bekennen sich hier immerhin gut die Hälfte der Bevölkerung zum Islam. Trotzdem ist es völlig in Ordnung mittags auf der Straße zu sitzen und meinetwegen Schweinefleisch zu essen. Man lässt sich einfach in Ruhe.
Im Allgemeinen sind die Menschen sehr friedfertig. Ich kann ohne Angst zu haben abends alleine draußen rumlaufen. Man sieht auch fast nie Menschen auf der Straße streiten oder laut diskutieren.
Die Straßen sind zumindest in der Innenstadt zum Großteil geteert und in gutem Zustand. Überholt wird zwar manchmal ein bißchen waghalsig, aber gut. Auf der deutschen Autobahn sind auch viele Idioten unterwegs.
Was ich mit am angenehmsten finde ist, dass es für mich keine Extrapreise gibt. Wenn ich alleine auf den Markt gehe, zahle ich bei fast allen den gleichen Preis wie wenn ich mit den Frauen von hier unterwegs bin. Ich habe nicht ständig das Gefühl abgezockt zu werden und das ist schon was wert.
Es gibt aber natürlich auch absolut unpreußische Charakterzüge.
Zum einen gibt es hier keine TÜV und das wird mir jeden Tag klar, wenn ich in ein total schrottiges Mercedes 190 D-Taxi steige. Alleine vom Aussehen her würde ich bei den meisten meine Hand drauf verwetten, dass sie überhaupt nicht mehr fahren. Aber das tun sie. Jaja, die deutsche Wertarbeit eben. Die ist hier sehr beliebt. Der Mercedes 190 D ist das Auto Nummer 1. Auf den lassen sie nichts kommen.
Eine andere unpreußische Eigenschaft ist der Müll, der überall rumliegt.
Wer meint er sei in Deutschland nicht in den immer wieder erwähnten überhygienischen Umständen aufgewachsen, sondern hätte sich als Kind auch immer wieder dreckig gemacht, der weiß ganz offensichtlich nicht, was es heißt im Dreck aufzuwachsen.
Nun gut, man mag mich pingelig schimpfen, oder was man will, aber manchmal kann ich es echt kaum fassen. Vor ein paar Tagen war ich mit meiner Nachbarin die neue Wohnung putzen. Sie hat sich angeboten mir zu helfen, was ich sehr nett fand. Sie hat angefangen das Bad zu putzen und ihre kleine Tochter saß eben dabei. Sie ist ungefähr ein Jahr alt und zieht sich an allem hoch. Das hat sie dann auch an der noch ungeputzten Kloschüssel gemacht und dann gleich mal die Hand reingesteckt. Die Toilette war aber so dreckig, dass ich mich noch nicht einmal draufegesetzt hätte. Bei uns wäre jede Mutter total durchgedreht und hätte das Kind da weggenommen. Emilia hat es noch nicht einmal beachtet.
Das fand ich dann schon echt krass. Ekel ist wohl wirklich anerzogen.
Naja, nachdem ich es dann nochmal selbst geputzt habe, ist mein bad jetzt sauber.
Die Kinder haben auch ganz oft unglaublich dreckige Kleider an. Die Sachen sind dann wirklich schwarz vor Dreck, was mich wundert, denn man sieht die Leute oft waschen.
Zum Glück ist Aimé nicht so. Er zieht seine Kleider immer nur einmal an, weil sie dann vom Straßenverkehr total staubig sind. Die Wohnung ist auch sauber und ordentlich. Er wird von seinen Nachbarn hier immer als der saubere Doktor verlacht, aber das nimmt er mit Gelassenheit.
Die neue Wohnung ist ein einem Hof mit drei anderen Parteien. Wir haben sie unter anderem deshalb gewählt, weil der Hof sauber ist.
So, ich treffe mich jetzt gleich mit dem Architekten um das Grundstück für die Klinik anzuschauen und danach geht´s zum Arbeiten.
Ich wünsche euch allen einen schönen Tag.
Auf bald
Die Burkinabé werden oft als die Preußen Westafrikas bezeichnet. Heute Morgen wurde mir mal wieder klar warum.
Gestern Abend haben wir mit dem Handwerker ausgemacht, dass ich heute mit ihm in die neue Wohnung gehe um die Fenster für die Moskitogitter auszumessen. Er stand doch ernsthaft schon um kurz nach 7 vor meiner Tür. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet. Ich war noch nicht einmal fertig.
Eine andere sehr angenehme Eigenschaft der Menschen hier ist ihre unheimliche Toleranz. Zur Zeit ist Ramadan und es bekennen sich hier immerhin gut die Hälfte der Bevölkerung zum Islam. Trotzdem ist es völlig in Ordnung mittags auf der Straße zu sitzen und meinetwegen Schweinefleisch zu essen. Man lässt sich einfach in Ruhe.
Im Allgemeinen sind die Menschen sehr friedfertig. Ich kann ohne Angst zu haben abends alleine draußen rumlaufen. Man sieht auch fast nie Menschen auf der Straße streiten oder laut diskutieren.
Die Straßen sind zumindest in der Innenstadt zum Großteil geteert und in gutem Zustand. Überholt wird zwar manchmal ein bißchen waghalsig, aber gut. Auf der deutschen Autobahn sind auch viele Idioten unterwegs.
Was ich mit am angenehmsten finde ist, dass es für mich keine Extrapreise gibt. Wenn ich alleine auf den Markt gehe, zahle ich bei fast allen den gleichen Preis wie wenn ich mit den Frauen von hier unterwegs bin. Ich habe nicht ständig das Gefühl abgezockt zu werden und das ist schon was wert.
Es gibt aber natürlich auch absolut unpreußische Charakterzüge.
Zum einen gibt es hier keine TÜV und das wird mir jeden Tag klar, wenn ich in ein total schrottiges Mercedes 190 D-Taxi steige. Alleine vom Aussehen her würde ich bei den meisten meine Hand drauf verwetten, dass sie überhaupt nicht mehr fahren. Aber das tun sie. Jaja, die deutsche Wertarbeit eben. Die ist hier sehr beliebt. Der Mercedes 190 D ist das Auto Nummer 1. Auf den lassen sie nichts kommen.
Eine andere unpreußische Eigenschaft ist der Müll, der überall rumliegt.
Wer meint er sei in Deutschland nicht in den immer wieder erwähnten überhygienischen Umständen aufgewachsen, sondern hätte sich als Kind auch immer wieder dreckig gemacht, der weiß ganz offensichtlich nicht, was es heißt im Dreck aufzuwachsen.
Nun gut, man mag mich pingelig schimpfen, oder was man will, aber manchmal kann ich es echt kaum fassen. Vor ein paar Tagen war ich mit meiner Nachbarin die neue Wohnung putzen. Sie hat sich angeboten mir zu helfen, was ich sehr nett fand. Sie hat angefangen das Bad zu putzen und ihre kleine Tochter saß eben dabei. Sie ist ungefähr ein Jahr alt und zieht sich an allem hoch. Das hat sie dann auch an der noch ungeputzten Kloschüssel gemacht und dann gleich mal die Hand reingesteckt. Die Toilette war aber so dreckig, dass ich mich noch nicht einmal draufegesetzt hätte. Bei uns wäre jede Mutter total durchgedreht und hätte das Kind da weggenommen. Emilia hat es noch nicht einmal beachtet.
Das fand ich dann schon echt krass. Ekel ist wohl wirklich anerzogen.
Naja, nachdem ich es dann nochmal selbst geputzt habe, ist mein bad jetzt sauber.
Die Kinder haben auch ganz oft unglaublich dreckige Kleider an. Die Sachen sind dann wirklich schwarz vor Dreck, was mich wundert, denn man sieht die Leute oft waschen.
Zum Glück ist Aimé nicht so. Er zieht seine Kleider immer nur einmal an, weil sie dann vom Straßenverkehr total staubig sind. Die Wohnung ist auch sauber und ordentlich. Er wird von seinen Nachbarn hier immer als der saubere Doktor verlacht, aber das nimmt er mit Gelassenheit.
Die neue Wohnung ist ein einem Hof mit drei anderen Parteien. Wir haben sie unter anderem deshalb gewählt, weil der Hof sauber ist.
So, ich treffe mich jetzt gleich mit dem Architekten um das Grundstück für die Klinik anzuschauen und danach geht´s zum Arbeiten.
Ich wünsche euch allen einen schönen Tag.
Auf bald
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